Artikelbeschreibung
Gustav Mahler war ein Mann der Extreme, als Mensch wie als Künstler. Die höchste Glut der freudigsten Lebenskraft und die verzehrendste Todessehnsucht; beide thronen abwechselnd in meinem Herzen , schrieb er bereits als 19-Jähriger. Die Erfahrung, zwischen Himmel und Erde zugleich verloren zu sein, wird zu Mahlers Lebensmelodie (A. Schönberg) und zum zentralen Thema seiner Musik. So baut er Spannungsbögen auf zwischen Todtenfeier und Auferstehungschoral (2. Sinfonie), vertont er sein großes Heimweh nach dem weiten Land erlösender Zukunftsmusik. Dieses lässt ihn Stimmen wahrnehmen, die wie aus einer anderen Welt herüber[klingen] , macht ihm hörbar, was die Engel erzählen (3. Sinfonie) oder die kreisenden Planeten (8. Sinfonie).
Mahler wusste seine künstlerische Botschaft emphatisch zu vermitteln, so dass ihn Schönberg als selbstleuchtenden Propheten apostrophierte. Dieser heilige, hymnenhafte Mann habe visionärste Musik komponiert, bestätigte E. Bloch. Doch Augen, die die Zukunf
t sehen (Schönberg), verstören auch, machen den Totalitätsanspruch verdächtig: War er nicht auch Usurpator (H. Mayer), der seine Kunstreligion apodiktisch verordnete? Waren seine traumhaften Gegenwelten klanggewordene Wirklichkeit oder unerlöste Utopie? War sein Hauptwerk die missglückte, objektiv unmögliche Wiederbelebung des Kultischen (Adorno)?
Diesen Fragen, Thesen und Hypothesen stellen sich Wissenschaftler, Dichter, Musiker und Bildende Künstler.
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