
Buchprofile - Rezension
Lebendige Biografie der brandenburgischen Kurfürstin und späteren preußischen Königin (1668-1705)
Als Sophie Charlotte 1668, 20 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, als einzige Tochter des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, geboren wurde, war nicht vorherzusehen, dass sie einmal zur ersten Königin in Preußen gekrönt würde. Von ihrer Mutter, der späteren Kurfürstin Sophie von Hannover, wurde sie zu einer selbstbewussten, geistreichen und kunstliebenden Frau erzogen, die nach ihrer Heirat mit dem brandenburgischen Kurfürsten den Berliner Hof und ihr eigenes Schloss Lietzenburg schon bald zu einem Zentrum des zeitgenössischen Musik- und Theaterlebens machte, trotz des Widerstandes der dortigen streng protestantischen Würdenträger. Sie empfing zahlreiche Philosophen der beginnenden Aufklärung, wie z.B. Gottfried Wilhelm Leibniz, mit denen sie gern kontrovers diskutierte. Durch ihre diplomatische Art half sie ihrem Mann, Kurfürst Friedrich, der ihr große Zuneigung und Respekt entgegenbrachte, die ersehnte Königswürde zu erlangen und ihren Sohn negativen Einflüssen missgünstiger Höflinge zu entziehen. Der Autorin gelingt es, aus Briefen u.a. zwischen der Kurfürstin, ihrer Mutter und Leibniz sowie weiteren Dokumenten, ein eindrucksvolles Porträt der Königin und ihrer Zeit zu vermitteln. - Für alle Bestände zu empfehlen.
Julia Massenkeil-Kühn
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Artikelbeschreibung
Im Januar 1701 setzt Friedrich I. ihr die Krone auf: Sophie Charlotte (1668-1705) wird Preußens erste Königin. Geistreich, weltoffen und selbstbewusst macht sie Schloss Lietzenburg - nach ihrem Tod Charlottenburg genannt - zu dem legendären Musenhof.Barbara Beuys erzählt eindrucksvoll das kurze, aber bewegte Leben dieser außergewöhnlichen Frau, die dem Berliner Hof erstmals europaweit spektakulären Glanz verlieh - "Spree-Athen" -, und mit ihren Aktivitäten weit über ihre Zeit hinausreichte. Wir begegnen ihr als Organisatorin prächtiger Feste, Komponistin und Musikerin, die Aufführungen in ihrem Theater selbst am Cembalo begleitet. Und als Gastgeberin internationaler Gelehrter, Philosophen und Künstler, die an ihrem Hof Gedankenfreiheit haben. Ihrem Ehemann, Friedrich I., der den Musenhof finanziell absichert, ist Sophie Charlotte durch gemeinsame Interessen und gegenseitigen Respekt verbunden. Er schickt sie auf politische Mission nach Brüssel und Den Haag. Wir erleben die Königin
auch privat: als fürsorgliche Mutter, die ihren Sohn, Friedrich Wilhelm I., mit ehrlichen, gefühlvollen Briefen begleitet; und als Tochter der klugen Kurfürstin Sophie von Hannover, die ihr eine unbeschwerte Kindheit ermöglichte. Barbara Beuys hat für diese Biographie vielfältige Briefe und Dokumente herangezogen und zeigt Preußens erste Königin, die von den Historikern lange verzerrt dargestellt wurde, in einem ganz neuen Licht.
Personeninformation
Beuys, Barbara§Barbara Beuys, geboren 1943, arbeitete nach ihrer Promotion in Geschichte als Redakteurin u. a. bei Stern, Merian und DIE ZEIT. Heute lebt sie als freie Autorin in Köln.
Pressestimmen
»Beuys hat bereits eine Reihe hervorragender Porträts historischer Frauenfiguren veröffentlicht ... Nun also Sophie Charlotte, die erste preußische Königin.«
Martin Doerry, LiteraturSPIEGEL 28.04.2018
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