Offene Fenster, offene Türen

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Buchprofile - Rezension
Instrument statt Lautsprecher: Hansjörg Schertenleib lässt seine Romanfiguren nach einem ethischen Ort zwischen Richtig und Falsch suchen.
Ein Dozent an der Jazzschule in seinen besten Jahren und eine 19-jährige Schülerin haben eine Affäre mit, wie es heißt, einvernehmlichem Sex. Das Dumme ist nur, dass darüber ein heimlich aufgenommenes halbminütiges Video in den sozialen Medien kursiert. Daraus könnte eine mittelmäßige Erzählung über den Machtmissbrauch alter weißer Männer werden. Wird es aber nicht. Dem Schweizer Autor Hansjörg Schertenleib geht es um die Grautöne der öffentlichen Moral, die Gerechtigkeit und Transparenz will, aber allzu oft in die manipulativen und narzisstischen Spielarten einer dominanten Cancel Culture abdriftet. Casper, der Lehrer, und seine kurzzeitige Geliebte Juliette versuchen auf ihre eigene Art mit den Beleidigungen und Beschimpfungen einer empörten Öffentlichkeit fertig zu werden, notgedrungen alleine, auch wegen der ausbrechenden Corona-Pandemie; der Roman spielt in der Jetztzeit. Schertenleib gelingt es, seine Figuren sicher, wenn auch nicht ohne Selbstzweifel durch die ethischen Stürme ihrer Zeit zu navigieren und seine Leser/-innen weiteren Fragen auszusetzen: Muss man die Wahrheit kennen, um lügen zu können? Was ist eine Tatsache wert, wenn es diverse Erzählungen darüber gibt, zum Beispiel zwei Geschichten von der Affäre, verfasst von den Beteiligten selbst? Und weshalb ist es besser, bei Fragen der Moral ein Instrument zu sein statt ein Lautsprecher? Ein lesenswerter Roman!
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Artikelbeschreibung


Niemanden würde Casper Arbenz' Affäre mit Juliette Noirot interessieren. Wäre er nicht 55 und sie 19. Wäre er nicht Dozent an der Jazzschule, an der sie Gesang studiert. Hätten Casper und Juliette nicht während eines Konzerts in einem Probenraum Sex gehabt. Gäbe es davon nicht ein Video, das jetzt in den sozialen Medien kursiert. Die Schulleitung, die ganze Stadt ist entsetzt. Wellen der Empörung schlagen Casper und Juliette entgegen, Schuldzuweisungen, Hass und Hetze stellen ihr Leben auf den Kopf. Was darf noch privat sein, was gehört in den öffentlichen Diskurs? Und wird es den beiden gelingen, sich von den Meinungen anderer zu befreien und die Katastrophe als Chance für einen Neuanfang zu nutzen? Hansjörg Schertenleib urteilt nicht, erzählt nüchtern alternierend aus der Perspektive seiner beiden Figuren und legt das Gebaren einer manipulativen Gesellschaft offen, die sich aufgeklärter gibt, als sie in Tat und Wahrheit ist, und die keine Grautöne mehr kennt.

Produktsicherheit

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Personeninformation


Hansjörg Schertenleib, geboren 1957 in Zürich, gelernter Schriftsetzer und Typograph, ist seit 1982 freier Schriftsteller. Seine Novellen, Erzählbände und Romane wie die Bestseller Das Zimmer der Signora und Das Regenorchester wurden in ein Dutzend Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, seine Theaterstücke auf der ganzen Welt auf die Bühne gebracht. Schertenleib lebte zwanzig Jahre in Irland, vier Jahre auf Spruce Head Island in Maine und wohnt seit Sommer 2020 im Burgund.

Pressestimmen


»Schertenleibs Kunst zeigt sich in der Feinheit der Zwischentöne, die er hervorbringt.« Jörg Magenau / Deutschlandfunk »Ein großer Stilist und meisterhafter Erzähler!« The Irish Times, Dublin
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