Artikelbeschreibung
Die Herausforderung religionsgeschichtlicher Forschung besteht darin, die Erschließung von Quellen in ihren Kontexten und ihre theoriegeleitete Erklärung mit einer historisch-kritischen Reflexion der Wissensproduktion selbst zu verknüpfen. Die Reihe Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten (RGVV) will dieser Komplementarität von historischer Kontextualisierung, theoretischer Verdichtung und disziplinärer Positionierung Rechnung tragen. Studien zu kulturspezifischen Sachzusammenhängen stehen neben vergleichenden Arbeiten, in Form von Monographien oder thematisch fokussierten Sammelbänden.
Moderne Schlagworte wie "Globalisierung", "Kampf der Kulturen" oder "religiöser Pluralismus" sind eng verknüpft mit der Geschichte der interkulturellen und interreligiösen Begegnungen der letzten Jahrhunderte.
Die Studie zeigt mit der Darstellung von Vorgeschichte und Verlauf der ersten interreligiösen Tagung auf internationaler Ebene, dem World's Parliament of Religions in Chicago 1893, wie wechselseitige Wahrnehmung von Religionen und Kulturen zu gegenseitigen Anregungen führten. In Chicago traten Anhänger verschiedester westlicher und asiatischer Traditionen auf, die selbstbewußt ihre Ansichten vorstellten und sich um das Gespräch bemühten. Die Analyse ihrer Reden macht für das 19. Jahrhundert typische Strukturen interreligiöser Wahrnehmung bzw. Begegnung sichtbar. Als "Antworten der Moderne" sind sie auch heute noch im Dialog der Religionen zu finden und ermöglichen auf dem historischen Hintergrund ein Verständnis der Prozesse der gegenseitigen Auseinandersetzung.
Ein Anhang bietet Kurzinformationen zu den Teilnehmern des Parlamentes.
Personeninformation
Die Autorin ist jetzt wissenschaftliche Assistentin am Studiengang für Religions- und Missionswissenschaft in München.
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