Bewegung
"Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper" – der Sinnspruch ist ebenso abgegriffen wie wahr. Denn Medizin und Psychologie haben nachgewiesen, dass ein Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und körperlicher Aktivität besteht. Aber warum ist das so?
Bewegung ist generell gut, nicht nur für einen trainierten Körper, der leistungsfähig und wohlgeformt durchs Leben schreitet, sondern auch für die psychische Gesundheit. Das sagt der ehemalige Leiter der Abteilung Sportpsychologie an der Technischen Universität München, Professor Jürgen Beckmann. Dabei ist die erste Hürde die Definition des Begriffs „Gesundheit“. Früher war Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit definiert, meint der Psychologe. Heutzutage geht es um ein „vollumfängliches Wohlbefinden“, also die Zufriedenheit mit allen seinen Lebensbereichen. So definiert es die „World Health Organization“ (WHO).
Die Folgen werden mit psychischer Gesundheit auf den ersten Blick vielleicht gar nicht unter einen Hut gebracht: aber wer sich bewegt, schläft zum Beispiel leichter ein und schläft generell besser. Studien haben erwiesen, dass nach körperlicher Betätigung genau die Phase im Schlaf unterstützt wird, während der das menschliche Gehirn in den Erholungsmodus schaltet. Und das wiederum verbessert die psychische Gesundheit. Und: wer sich regelmäßig bewegt, geht mit Stress besser um. Denn im Körper verändert sich durch Sport der Hormonhaushalt, Neurotransmitter im Gehirn werden beeinflusst: sie wirken sich unter anderem auch auf die Laune des Menschen aus. Der Körper lernt im Laufe von Wochen und Monaten mit Stress umzugehen.
Bestimmte Bewegungsabläufe, die immer wieder ablaufen, können auf ihre Art die psychische Gesundheit unterstützen, z.B. eine Joggingrunde. Sie hilft, zu entspannen, zur Ruhe zu kommen. Und schafft damit Distanz zu Dingen, die belasten: Probleme in der Familie oder im Job, Geldsorgen. Großen Einfluss hat dabei auch die Umgebung, erklärt Sportpsychologe Beckmann: die Bewegung in der freien Natur hält für das Gehirn wesentlich mehr Reize bereit, als die Runden auf der Laufbahn im Sportstadion. Neben der frischen Waldluft, die nachgewiesenermaßen ebenfalls ihre Wirkung auf den Organismus und das Gehirn hat, spielt „die Erlebnisqualität“, die Professor Beckmann das nennt, eine entscheidende Rolle: „Wenn ich die Natur wahrnehme und mich als Teil von Gottes Schöpfung empfinde, verlangt mir das Ehrfurcht ab und ich selbst werde mit meinen Sorgen ganz klein.“ Dabei komme es dann zu physiologischen Reaktionen, die dazu führten, dass der Mensch sich sozialer verhalte, eher bereit sei, anderen zu helfen.
150-300 Minuten pro Woche sollte man körperlich aktiv sein – sagt die „World Health Organization“ (WHO). Für den Sportpsychologen ist das ein guter Richtwert. „Körperlich aktiv“ bedeutet dann nicht unbedingt schwimmen, laufen, radeln. Es kann auch die schon erwähnte Gartenarbeit sein oder zügiges Gehen (10.000 Schritte am Tag wäre ein guter Leitwert).
Beckmann empfiehlt, die Bewegung möglichst als Routine in den Alltag einzubauen. Und zwar zur Hälfte als Ausdauertraining (zum Beispiel mit einem schnellen Spaziergang) und zur Hälfte als Stärkung der Muskulatur. Wer das jeweils für eine halbe Stunde drei- bis viermal pro Woche einplant, ist schon weit über die 150 Minuten hinaus, die als unterer Richtwert empfohlen werden. Und wer sich dazu auch noch mit Freunden oder Familienmitgliedern verabredet, besiegt erstens den inneren Schweinehund. Und zweitens hilft das Miteinander auch gegen Stress und unterstützt unsere psychische Gesundheit!