Glaube leben - Tag für Tag
Die Münchner Kirchenzeitung (MK) ist die bayerische Wochenzeitung für alle, die im Erzbistum München und Freising zuhause sind. Das Glaubensbuch ist gleichsam das Herzstück der MK. Hier finden Sie deren Kerninhalte, darunter die liturgischen Texte vom jeweiligen Sonntag, spirituelle Impulse für Ihren Alltag und Denkanstöße zu allen Tagesevangelien.
Jeden Tag schaue ich in einen Spiegel. Mindestens in der Frühe, nach dem Duschen, wenn es ans Rasieren geht. Danach werden die Haare gestylt, Zähne geputzt. Letzter Blick, ob alles passt – okay, der Tag kann starten. Für mich ein Alltagsgegenstand, den manche Zeitgenossen sicher viel öfter gebrauchen als ich. Spiegel stehen im Ruf, die Eitelkeit zu fördern. Wer zu oft in den Spiegel schaut, gilt als Narzisst. Und bildlich gesprochen könnte man auch sagen, dass selbstbezogene Menschen zu häufig in den Spiegel schauen, da sie vor allem auf sich selbst schauen und nicht auf andere Menschen.
Unsere Erkenntnis ist Stückwerk
In der Heiligen Schrift wird der Spiegel mit einer anderen, viel positiveren Bedeutung versehen, die uns bis heute geläufig ist. Paulus schreibt: „Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse“ (1 Kor 13,12a). Spiegel als Sinnbild für Erkenntnis. Wir müssen wissen: Damals gab es nicht so klare Spiegelbilder wie heute, denn sie waren meist aus Metall gearbeitet, das man so gut wie möglich versucht hat zu glätten. Ein Spiegelbild dürfte meistens deutlich unschärfer gewesen sein als das Spiegelbild einer Wasseroberfläche. Paulus spielt auf die Erkenntnis an, die immer nur Stückwerk sein kann. Wir kennen es aus der Wissenschaft: Selbst heute haben wir das meiste noch nicht entdeckt. Die Forschung geht immer weiter und weiter, doch das, was wir heute vom Universum wissen, ist nur ein kleiner Teil. Wir sehen immer noch nur Umrisse.
Kein Bild der Welt kann Gott je beschreiben
Paulus aber geht es um die Gotteserkenntnis. Gott kann man nicht ganz schauen und begreifen. Wenn wir uns ihn vorstellen, bleibt es immer schemenhaft und in Umrissen. So kann die Vorstellung von Gott als einem Mann nicht zutreffen, weil jede Festlegung in sich schon falsch ist. Kein Bild der Welt kann Gott je beschreiben.
Wir alle werden in Gottes Bild verwandelt
Paulus gibt uns aber auch Hoffnung: „Wir alle aber schauen mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn“ (2 Kor 3,18). Dahinter steckt der Glaube, dass Gott uns in Jesus Christus ein Bild von sich selbst geschenkt hat. In Christus erkennen wir Gott auf Erden. Wer ihn erkennt, wer ihn liebt, wer ihm nachfolgt und nicht nur flüchtig beachtet, der wird selbst ein Christ, das bedeutet Christus ähnlich. So werden wir selbst zu Spiegeln, in denen die Menschen Göttliches erkennen können.
Erste Lesung, Ez 37,12b–14
So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zum Ackerboden Israels. Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus – Spruch des HERRN.
Antwortpsalm, Ps 130,1–2.3–4.5–6.7–8
Beim HERRN ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle. – Kv
Aus den Tiefen rufe ich, HERR, zu dir: *
Mein Herr, höre doch meine Stimme!
Lass deine Ohren achten *
auf mein Flehen um Gnade. – (Kv)
Würdest du, HERR, die Sünden beachten, *
mein Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung, *
damit man in Ehrfurcht dir dient. – (Kv)
Ich hoffe auf den HERRN, es hofft meine Seele, *
ich warte auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf meinen Herrn /
mehr als Wächter auf den Morgen, *
ja, mehr als Wächter auf den Morgen. – (Kv)
Israel, warte auf den HERRN, /
denn beim HERRN ist die Huld, *
bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird Israel erlösen *
aus all seinen Sünden. – Kv
Zweite Lesung, Röm 8,8–11
Schwestern und Brüder! Wer vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer aber den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm. Wenn aber Christus in euch ist, dann ist zwar der Leib tot aufgrund der Sünde, der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit. Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Evangelium, Joh 11,3–7.17.20–27.33b–45
In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Sonntag- 26. März
Eine Geschichte von Freundschaft, Tod und Liebe. Ganz großes Kino. „Der, den du liebst, er ist krank.“ Der Schmerz des anderen ist auch Jesu Schmerz, die Trauer ist auch seine Trauer. Wer liebt, sorgt sich um andere, fühlt mit und weint mit. Liebe ruft heraus, löst, befreit. Miteinander Angst und Sorgen teilen und der Dunkelheit nicht das letzte Wort geben, auch darin ist Liebe spürbar. Einander von Verwirrung und Zwang lösen, einander herausrufen aus Verzweiflung und Bitterkeit, lässt wahr werden, dass Liebe stärker ist als der Tod.
Montag - 27. März
Ich wüsste gerne, was er geschrieben hat. Es geht um die Frage von Ehebruch. Jesus lässt sich nicht vereinnahmen von denen, die selbstgerecht den Zeigefinger auf andere richten. Anstatt sich als Richter und Gesetzesvertreter aufzuspielen, beugt er sich hinunter und schreibt auf die Erde. Er nimmt sich Zeit und fordert die Ankläger zur Selbstreflexion auf. Was ich daraus lerne? Zunächst innehalten und reflektieren und erst dann entscheiden und urteilen.
Dienstag - 28. März
„Warum rede ich überhaupt noch mit euch?“ Ich mag diese Worte Jesu. Es reicht ihm. Er stellt sich Diskussionen und Debatten, doch die anderen verstehen ihn nicht. Kein Wunder, dass er zwischendurch einfach keine Lust mehr hat zu sprechen. Und dann tut er es doch, weil er überzeugen will. Die Verbundenheit mit Gott ist seine Kraftquelle und seine Autorität. Nichts anderes. Wer so verbunden lebt, hält stand, weil Gott zu ihm hält.
Mittwoch - 29. März
Hat Jesus das nötig? Wozu gibt er so viele Erklärungen ab? An diesen Stellen im Johannesevangelium wird deutlich, dass der Autor die johanneische Gemeinde mit ihren harten Auseinandersetzungen im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung im Blick hat. Zwei Gedanken Jesu sprechen mich besonders an. Der erste: In Gottes Wort bleiben, in der Beziehung zu Gott bleiben verleiht Kraft. Der zweite: in Verbindung bleiben mit anderen Menschen, mit allen, die auf Unterstützung angewiesen sind, und mit der ganzen Schöpfung.
Donnerstag - 30. März
„Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.“ Das ist schon ein merkwürdiger Satz. Jeder und jede von uns wird einen persönlichen Tod sterben. Das ist todsicher. Das weiß Jesus auch. Er nimmt einen anderen Gedankenbogen auf. Gottes Bund mit uns Menschen ist generationsübergreifend wirksam. Seine Zuneigung zu uns macht an der Todesgrenze nicht halt.
Freitag - 31. März
Mobbing ist der Bibel nicht fremd. Da wird jemand verbal attackiert und als Außenseiter hingestellt. Oftmals nur, weil jemand anders ist, anders aussieht, sich anders verhält, anders glaubt. Das erlebt auch Jesus. Manchmal hilft in solch einer Situation das bittende Gebet des Propheten Jeremia: „Gib du, HERR, Acht auf mich und höre das Gerede meiner Widersacher!“
Samstag - 1. April
Die Passion rückt näher. Die Verfolgung wird realer. Jesus spricht im heutigen Evangelium kein Wort. Er wird nicht gefragt. Es wird über ihn entschieden. Warum empört sich keiner? Wo sind die Jünger Jesu? An wessen Seite stehe ich heute am Übergang zur Karwoche?
Einen ausführlichen Impuls zum jeweiligen Tagesevangelium hören Sie im Münchner Kirchenradio (MKR) montags bis freitags gegen 12.50 Uhr in der Sendung "München am Mittag", samstags und sonntags zwischen 12.00 und 15.00 Uhr sowie zwischen 19.00 und 22.00 Uhr in der Sendung "MKR am Wochenende".
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