Worauf verzichten Sie?
Isolde Fugunt, ab Juni journalistische Direktorin der katholischen Journalistenschule ifp in München
Ich verzichte in der Fastenzeit auf nichts Spezielles. Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen das Verzichten. Im Gegenteil. Angesichts der Klimakrise ist Verzicht notwendig, finde ich. Brauche ich das wirklich? Muss ich 1.200 Kilometer in den Urlaub fahren, Rindergulasch essen, diesen Pulli kaufen? Ich versuche, mir diese Frage nicht nur einmal im Jahr zur Fastenzeit zu stellen. Und ich bin dankbar, dass ich mir diese Frage stellen kann, weil es mir gut geht. Mich macht es zum Beispiel glücklich, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Meine Familie und ich, wir gehen in der Regel zu Fuß, fahren Rad oder steigen in Bus oder U-Bahn. Und ich fahre nach wie vor gerne Bahn. So verursache ich weniger C0², muss mich nicht um Reparaturen kümmern und keinen Parkplatz suchen. Verzichten fürs Klima, für mich klingt das gut. Die Fastenzeit kann ein guter Anlass sein, damit anzufangen.
Weihbischof Bernhard Haßlberger
Ich muss gestehen, dass mich die Frage, worauf ich in der Fastenzeit 2023 verzichte, kalt erwischt hat. Darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Weniger essen bringt mir nicht sehr viel, da ich im letzten Jahr aufgrund meiner Krankheit deutlich an Gewicht verloren habe. Alkohol trinke ich ebenfalls sehr mäßig, sodass dies auch wenig bringt. Süßigkeiten esse ich nur sporadisch. Auch das wäre für mich kein echtes Fasten. Aber ich nehme mir etwas vor, nämlich nach meiner Krankheit wieder Rad zu fahren und so meine Fitness zu steigern. Die Fastenzeit will ja nicht einfach eine Zeit der Askese sein, sondern unsere Wachheit schärfen. Beim Radfahren genieße ich die Natur und ihre Schönheit. Ich hoffe, dass mir dadurch auch die Aufmerksamkeit für die Menschen, die mir im Leben begegnen, wieder besser gelingt.
Frater Prior Emmanuel Rotter, Benediktinerabtei St. Bonifaz, München
Was ich mir für die Fastenzeit alles vornehme, schreibe ich wie immer auf einen Zettel, den der Abt uns schon vor zwei Wochen überreicht hat. Dieser Fastenzettel heißt „Schedula“. Hierauf werde ich dem Abt vorschlagen, mich zusätzlich zum Stundengebet mehr in der Meditation zu üben und das Rosenkranzgebet wieder mehr zu pflegen. Außerdem Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Butter (Butter, weil ich diese sehr, sehr gern esse). Bei der zusätzlichen geistlichen Lektüre werde ich mir ein Buch von Paul Badde, „Heiliges Land – auf dem Königsweg aller Pilgerreisen“, vornehmen. Ich werde auch wieder mehr in mich hineinhorchen und hineinspüren, wie es mir geht oder ob ich achtsamer mit mir und anderen umgehen muss. Auch eine regelmäßige geistliche Begleitung nehme ich in Anspruch.
Pfarrer Klaus Hofstetter, Leiter der Berufungspastoral in der Erzdiözese München und Freising
Worauf ich verzichte? Ehrlich gesagt: auf nichts. Ich möchte, dass die Fastenzeit eine Zeit des „Plus“, des „Mehr“, ist. Nicht im Sinne von besser, schneller und höher, sondern von tiefer, bewusster, mal anders … Ich bin keine große Leseratte. Jetzt habe ich mir zwei Bücher zurechtgelegt, die ich mir als geistliche Lektüre „gönnen“ werde. Jeden Morgen veröffentliche ich auf Instagram ein „Motto für den Tag“ aus dem Tagesevangelium. Wenn ich da auf das Pluszeichen drücke und eine neue Story poste, will ich meinen Teil tun, um dort, in den sozialen Medien, ein Mehr an Sinn und Werten zu verbreiten. Und ja … neue Getränke probieren: selbst „gebraute“ Limos. Ich freue mich auf die Zeit der Entdeckungen: in mir, von Gott in mir und um mich herum.