Misereor-Hungertuch
Der Künstler Emeka Udemba hat das neue Hungertuch des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor gestaltet. Seine knapp drei mal zwei Meter große Collage zeigt die Erdkugel, die vier Händen zu entgleiten droht. Der blau-grüne Planet ist von feuerroten Flächen überzogen. Auch der Hintergrund ist in bedrohlichen Rottönen gestaltet, die Zeitungsseiten überdecken. Leitwort der Misereor-Hungertuch-Aktion für die Jahre 2023 und 2024 ist der Schutz von Umwelt und Klima und hat den Titel: „Was ist uns heilig?“
Die Collage solle nicht „bevormunden“, sondern zu verschiedenen Wegen der Auseinandersetzung einladen, sagte Udemba bei der Vorstellung seiner Arbeit in Freiburg. Er hoffe, ein Nachdenken darüber anzustoßen, wie jede und jeder die natürlichen Ressourcen nutzt und welche Verantwortung man für die Schöpfung übernimmt. „Dabei bilden wir eine globale Gemeinschaft. Der russische Krieg in der Ukraine hat Folgen für die hungernden Menschen weltweit. Das Konsumverhalten im Westen entscheidet über Leben im Süden.“

Misereor-Geschäftsführer Pirmin Spiegel sagte, das Kunstwerk könne in
Kirchen, Pfarreien und vor allem in Schulklassen Ausgangspunkt für eine
Debatte zu Zukunftsfragen werden. „Emeka Udemba arbeitet mit vielen
Schichten und Übermalungen. Immer wieder tauchen einzelne Worte von
Zeitungsausschnitten auf. Für mich ist das auch eine Reflexion darüber,
wer die Deutungs- und Informationshoheit hat und wer wissenschaftliche
Fakten und Wahrheiten überdecken will.“
Udemba stammt aus
Nigeria und lebt seit 25 Jahren in Deutschland. Entstanden ist sein Werk
seit Ende 2021. Es wird nun in einer Auflage von rund 4.000 Exemplaren
in Originalgröße auf Stoff gedruckt und kann über die
Misereor-Internetseite bestellt werden. Adressaten sind vor allem
Schulen, Pfarreien und interessierte Gruppen. Zudem gibt es Kunstdrucke
und Tücher in kleinerem Format.
Internationale und deutsche Künstler gestalten seit 1976 – in der Regel im Abstand von zwei Jahren – für Misereor ein Hungertuch zu Themen der weltweiten Solidarität und Gerechtigkeit. Mit Hungertüchern werden in der Fastenzeit traditionell in katholischen Kirchen der Altarraum oder dortige Kreuze, Bilder und Statuen verhängt. Die Stoffe – auch Fastentücher genannt – sollen während der 40-tägigen Bußzeit vor Ostern zum Fasten der Augen einladen. Den Brauch gibt es seit rund tausend Jahren.
www.misereor.de/mitmachen/fastenaktion/hungertuch