Glaubenswelten
28.11.2024

Hedwig zurück in der Hauptstadt

Die bedeutendste katholische Kirche Berlins war sechs Jahre wegen Umbau und Sanierung geschlossen: Nun stehen die Türen der Berliner Hedwigs-Kathedrale mitten in der Stadt wieder offen.

Foto: © Imago Berger

Seit 2018 war die wichtigste katholische Kirche in der Hauptstadt wegen Umbaus geschlossen. Dementsprechend groß war die Neugier derjenigen, die am Sonntagvormittag zum feierlichen Eröffnungsgottesdienst pilgerten. Wie würde der Innenraum nach der Sanierung aussehen? Wie würde das neue Arrangement wirken? Der neue, halbkugelförmige Altar im Zentrum des Rundbaus zum Beispiel oder die runde, vom antiken Pantheon in Rom inspirierte Öffnung in der Kuppel, auf der bis zum Umbau ein Kreuz ragte und durch die jetzt der Berliner Himmel glasig durchscheint?

Der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) teilte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) seinen ersten Eindruck mit: „Dieser Umbau ist gelungen. Er ist so hell, so freundlich. Man hat den direkten Blick auf dieses Oberlicht nach außen." Die Kathedrale sei jetzt sehr einladend, sehr offen, rund. Das schafft ein Gemeinschaftsgefühl."

Ein Raumgefühl, auf das auch der Berliner Erzbischof Heiner Koch in seiner Predigt einging, die ganz im Zeichen der Hoffnung und des Miteinanders stand: „Diese Kirche ist eine Rundkirche, und wir sitzen mit dem Bischof zusammen auf einer Ebene um den Altar, um Christus herum." Dies sei auch Ausdruck von Synodalität, von dem, was Papst Franziskus immer wieder ins Bewusstsein rufe: „Lebt normal, gestaltet die Kirche normal."


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Hell, modern und mit gutem Klang

Tatsächlich konnten die rund 700 Gottesdienst-Teilnehmer bei der „Premiere" in der neuen Sankt Hedwigs-Kathedrale über die liturgischen Grundelemente hinaus ein Zusammenspiel von Helligkeit, Klangweite und Modernität erleben, das in der Bundesrepublik unter den Bischofskirchen seinesgleichen suchen dürfte. Oder, wie es der evangelische Bischof Christian Spätlein bei seinem Grußwort auf den Punkt brachte: „Hier haben Sie einen Ort, wo Geist, Seele und Hoffnung abheben." Die Grundidee des neuen Konzepts, mit der sanierten Sankt- Hedwigs-Kathedrale nicht nur Katholiken einen neuen Raum anzubieten, sondern auch Menschen anzuziehen, die den christlichen Glauben nicht teilen, sich von der Sprache der Architektur und der künstlerischen Gestaltung aber angesprochen fühlen, könnte aufgehen.

Beeindruckte Gäste

Dies klang auch beim „allersten Eindruck" des bekannten Soziologen Hans Joas durch, der als Ehrengast geladen war. In Büchern wie "Die Macht des Heiligen" hat sich der 75-Jährige immer wieder mit dem Verhältnis von Moderne und Sakralität beschäftigt. „Ich war im Vorfeld sehr ambivalent, weil ich auch Sympathien für den Einwand gegen den Umbau hatte", sagte Joas der KNA. „Ich war der Meinung, dass auf die Erinnerungen und Bedürfnisse der DDR-Bürger, die katholisch geblieben sind in schwierigen Zeiten, Rücksicht genommen werden müsste." Auf den ersten Blick sei er aber schon sehr angetan von der neuen Architektur und dem gesamten Eindruck des Raumes, so Joas. „Ich glaube, dass er für liturgische Zwecke vermutlich geeigneter ist, als es bisher war."

Ort für Gemeinschaft und Zusammenhalt

An dem Eröffnungsgottesdienst nahmen noch andere Spitzenvertreter aus Politik, Kultur und Gesellschaft teil, darunter der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), der die Kathedrale als ein "besonderes Gebäude" bezeichnete. Wegner betonte: „Ich glaube, gerade in diesen Zeiten von Krisen und Kriegen, von Verunsicherung und Spaltung brauchen wir mehr Glauben, mehr Hoffnung, mehr Zuversicht und mehr Zusammenhalt." Der Applaus für diese Worte hielt lange an.

Das letzte Wort hatte jedoch der Hausherr, der Berliner Erzbischof Koch, der vor Beginn der Feier noch schnell durch die Gänge und Sitzreihen gehuscht war, um - bei allem Sinn für Modernität - noch eine Kerze vor einer Marienfigur anzuzünden. Am Ende des Gottesdienstes sagte Koch sichtbar erleichtert und dankbar: „Jetzt kann's losgehen! Das ist 'ne runde Sache."

Die Bischofskirche liegt am Bebelplatz, nahe dem Boulevard Unter den Linden. Die Idee zum Umbau wurde während der Amtszeit von Kardinal Rainer Maria Woelki als Erzbischof von Berlin (2011-2014) entwickelt. Woelki nahm auch an dem Gottesdienst teil.

Großes Eröffnungsprogramm

Die Kathedrale ist nun für alle Gläubigen und Besucher wieder offen. Am Samstag, dem 30. November, lädt die Dompfarrei zu einer „Nacht der offenen Kathedrale“ ein, die von 19.30 bis Mitternacht dauert. Mit der Wiedereröffnung ist zudem ein umfangreiches Programm verbunden, ebenso werden die regelmäßigen Gottesdienste, Segensgebete und Andachten aufgenommen.

Stefan Meetschen

KNA
Artikel von KNA
Katholische Nachrichten-Agentur
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