Glaubenswelten
30.01.2025


Mariä Lichtmess

Das Wunder des Lichts

Licht hält alles zusammen und hat damit auch eine spirituelle Schöpfungsdimension. Eine Ausstellung im Deutschen Museum in München bietet Anlass zum Staunen über die Wunder in Wellenform.

Foto: © SMB/Bierl

Ohne Licht sähe es im Kosmos selbstverständlich duster aus und er wäre auch ziemlich leer: es gäbe kaum feste Körper, denn Licht hält die Materie zusammen, es ist der große Beziehungsstifter im Weltall. Allerdings sind das andere Lichtphänomene, als sie von der Straßenlaterne oder vom Nachttischlamperl her leuchten. Sie sind unsichtbar, haben jedoch mit der Straßenlaterne oder der Nachttischlampe etwas gemeinsam: „Sie sind aus der gewaltigen Energiemenge im Urknall aus irgendwelchen Gründen erzeugt worden und manifestieren sich jetzt in unterschiedlichsten Formen“. So erklärt das Eckhard Wallis. Der Physiker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Museum in München. Dort hat er eine Ausstellung mit dem Titel „Licht und Materie“ erarbeitet.


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Elektromagnetische Wellen

Wenn Christen am 2. Februar das Fest Mariä Lichtmess und damit auch das Wunder des Lichts feiern, kann er das gut verstehen. Ihn würde es sogar reizen, eine eigene Schau über die spirituellen Dimensionen des Lichts zu entwickeln. Denn: „Ein Physiker am Deutschen Museum interessiert sich nicht nur für Naturwissenschaft, sondern auch für deren kulturelle und religiöse Bedeutungen“. Die Ausstellung im Deutschen Museum befasst sich aber vor allem mit naturwissenschaftlichen Fragen und Antworten, doch auch die bieten Anlass zu ehrfürchtigem Staunen.

So haben sich Physiker jahrhundertelang den Kopf zerbrochen, ob sich Licht als eine Art Welle oder als eine Ansammlung vieler Pünktchen vorstellen lässt, weil es sich ja im Raum verteilt. Wallis zeigt auf ein ziemlich wacklig aussehendes Holzgestell mit Drahtringen aus dem Nachlass von Heinrich Hertz. Mit ihm hat der geniale Naturwissenschaftler bewiesen, dass Licht in Wellenformen gedacht werden kann. Die sind vielfältig und höchst unterschiedlich. Auch die meterlangen Radiowellen zählen dazu, die das menschliche Auge nicht sehen kann. Das kann nur sehr kurze Wellen erfassen, „und funktioniert im Prinzip wie eine Antenne“, erläutert Wallis. Dabei sind Lichtwellen ständig in Bewegung.

Eckhard Wallis ist Physiker und Experte für Quantenoptik. Er forscht u. a. über die Entwicklung von Atomuhren in Frankreich. Eckhard Wallis ist Physiker und Experte für Quantenoptik. Er forscht u. a. über die Entwicklung von Atomuhren in Frankreich. Foto: © SMB/Bierl

Licht ist dein Kleid

Sie entwickeln keine „Ruhemasse“, darum werden sie auch nicht fest und zu Materie. Dafür strahlen sie elektromagnetische Felder ab. Und die sind ziemlich wichtig. Ohne sie flögen alle Atome wild durch die Gegend: „Dann würden wir hier durch den Boden des Deutschen Museums sinken, wenn es dann uns und einen Boden überhaupt gäbe“, erklärt Wallis nüchtern. Und ein Leser der Lutherbibel erinnert sich vielleicht an den Psalm 104, in dem es über den Schöpfer heißt: „Licht ist dein Kleid, das du anhast.“ Es formt das Leben, die Welt, und hält sie zusammen. Diese wunderbare Durchdringung von Licht und Materie macht natürlich nicht jeden Forscher automatisch fromm. „Das hängt vom jeweiligen Physiker ab“, sagt Wallis. Da gebe es die ganze Bandbreite von überzeugten Katholiken bis zu klaren Atheisten. Aber egal ob religiös oder areligiös jagen sie dem Licht und seinen Anfängen nach.

Kosmische Hintergrundstrahlung

Der Nobelpreisträger Arno Penzias hat dem Deutschen Museum eine Verstärkerapparatur für Mikrowellen als Leihgabe überlassen. Mit ihr konnte er gemeinsam mit Robert Wilson die sogenannte kosmische Hintergrundstrahlung nachweisen, also das erste Licht, das seit dem Urknall vor etwa 13 Milliarden Jahren durch das Universum wabert. Möglich gemacht hat das die seit den 1950er Jahren entwickelte Maser- und Lasertechnologie. Die hat nicht nur in Navigationsgeräten, in der Medizin oder der Unterhaltungselektronik Eingang gefunden, sondern auch in Diskotheken oder auf der Bühne.

Besonders Ende der 1960er Jahre haben Künstler gerne mit Laserlicht experimentiert, das geheimnisvoll schwebende und organisch wirkende Formen erzeugt. Und sogar Filmschurken nutzen Laser, übrigens die englische Abkürzung für light amplification by stimulated emission of radiation, also Lichtverstärkung durch angeregte Aussendung von Strahlung.  

Goldfingers Laser

In dem Kinoklassiker „Goldfinger“ kommt James Bond gerade noch einmal davon, als ihn sein Widersacher damit in Stücke schneiden will. Solche kulturellen Nebenwirkungen der Physik lässt die Ausstellung nicht aus. Die Zerstörungsmöglichkeiten der Laser inspirierten aber nicht nur einen Goldfinger, sondern auch Militärs, die daraus gerne Offensivwaffen entwickeln möchten, bisher noch ohne durchschlagenden Erfolg. Auch auf diesen Aspekt weist die Schau im Deutschen Museum hin. Schließlich hat sich Kurator Wallis mit ihr das Ziel gesetzt, „dass sich die Besucher mit der Physik des Lichts auseinandersetzen können, aber auch welche Wechselwirkungen es dabei mit Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft oder auch der Kriegstechnologie gibt“.

Die Sonderausstellung „Licht und Materie“ im Deutschen Museum in München ist noch bis zum 26. Oktober 2025 zu sehen. 
Alois Bierl
Artikel von Alois Bierl
Chefreporter
Beschäftigt sich mit wichtigen Trendthemen wie Spiritualität.