Segenstexte zum Advent von Andrea Schwarz
Die Botschaft des Adventskalenders
Vor einigen Jahren habe ich für mich neu den Adventskalender als Begleiter durch diese Tage entdeckt. Lange Zeit fühlte ich mich „zu erwachsen“ für so etwas, hätte es weit von mir gewiesen, mir einen Adventskalender in die Wohnung zu hängen. Und leicht schmunzelnd hätte ich mich höchstens an eine Begebenheit aus meinen Kindertagen erinnert: Mein Bruder und ich hatten beide einen Adventskalender geschenkt bekommen, der mit Schokoladenfigürchen gefüllt war. An einem Vormittag, als er in der Schule war, nutzte ich die Gelegenheit und futterte seinen Adventskalender leer. Meinen dagegen ließ ich ungeschoren – die Idee, für jeden Tag etwas zu haben, leuchtete mir wohl auch damals schon ein. An die Reaktionen meiner Eltern und meines Bruders erinnere ich mich nicht mehr so genau – das wird wohl seinen Grund haben – aber ich glaube, wir mussten dann die Kalender untereinander tauschen.
Wegbegleiter durch eine Zeit der dunklen Wochen
Das
ist lange her und ich staune eigentlich, dass sich diese Szene so in
mir festgesetzt hat. Heute sind mir Adventskalender Wegbegleiter durch
eine Zeit der dunklen Wochen. Ich freue mich daran, wie im Laufe der
Tage durch jedes Öffnen eines Türchens ein vordergründiges Bild durch
kleine Bildchen, die im wahrsten Sinne des Wortes „dahinter“ liegen,
bereichert wird. Es ist eine Art Entdeckungsfahrt, was mag noch alles
dahinter verborgen sein? Aus einem großen Bild wird ein Rahmen, in dem
viele kleine Bilder aufscheinen. Und genau das scheint mir eine wichtige
Botschaft zu sein, die der Adventskalender mir sagen will: Es gibt ein
vordergründiges Bild, das in sich geschlossen und schön erscheinen mag.
Wenn ich mich aber auf die Suche begebe, auf die Suche nach dem Leben,
die Suche bei einem Menschen, die Suche in mir, mir die Mühe mache,
Türen und Türchen behutsam zu öffnen, dann bekommt dieses große,
scheinbar in sich geschlossene Bild plötzlich neue Facetten, andere
Blickwinkel ergeben sich, machen das Ganze bunter.
Einen Schritt nach dem anderen tun
Manchmal
frage ich mich am Morgen, wenn ich an meinem Adventskalender das
entsprechende Türchen aufgemacht habe: Welche Tür des Lebens, welche Tür
bei einem Menschen, welche Tür bei mir werde ich heute öffnen? Der
Adventskalender lehrt mich, dass ich manchmal diese Türen wirklich erst
suchen muss. Da ist das vordergründige Bild so mächtig, dass ich die
kleine Tür mit der entsprechenden Zahl gar nicht finde.
Gebet
Gott, hinter manche Tür habe ich noch nie geschaut. Lass mich wenigstens eine in diesen Tagen öffnen, um überrascht zu werden.