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31.03.2025

MKR auf den Philippinen: ein verhafteter Ex-Präsident, ein kämpferischer Pater und viele trauernde Witwen

Als der Ex-Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte am 11. März verhaftet wurde, hat MKR-Redakteurin Brigitte Strauß sich sehr gefreut. Denn sie hatte nur einen Monat vorher in Manila mit Witwen von Männern gesprochen, die Opfer von Dutertes „Krieg gegen Drogen“ geworden waren.

Rund 30.000 Menschen hatte er ermorden lassen – ohne Gerichtsverfahren, ohne Haftbefehl, viele von der Polizei, viele von Todesschwadronen. Vor allem in den Armenvierteln. Die Opfer waren keine großen Fische, sondern Abhängige, Boten oder auch Leute, die einfach auf irgendeiner Liste standen, die abgearbeitet wurde. 

Zum Beispiel der Mann von Roda.  Am 5. Oktober um 7 Uhr morgens gab es eine Razzia in der Gegend, aus der ihr Mann stammt. Er war gerade bei seinen Eltern zu Besuch, als die Polizisten die Wohnungen stürmten, viele Menschen in Handschellen legten und auf einem Platz zusammentrieben.

Rodas Mann Crisanto zogen sie heraus und führten ihn weg. Die anderen hörten dann nur noch einen Schuss und sahen, wie ein Krankenwagen wegfuhr. Das wurde Roda später erzählt. Sie selbst war aus Angst, sie könnte auch verhaftet werden, lieber daheim bei ihren Kindern geblieben und wusste nicht, ob ihr Mann tot war.

Roda war damals 25 Jahre alt, hatte sieben Kinder zu versorgen. Vier davon hatte ihr Mann mit in die Ehe gebracht. Das gemeinsame jüngste Kind war gerade mal einen Monat alt. Der Stadtteil, in dem sie lebt, heißt Payatas. Hier gibt es die höchsten Müllberge der Stadt. Die meisten Menschen hier leben vom Handel mit dem Müll. Roda schickte die älteste Tochter, Christina, los, um nach dem Vater zu sehen. Sie betete, dass er nur verwundet sei. Doch Christina fand ihn in der Leichenhalle mit einer Schusswunde in der Stirn.

Auf dem Totenschein stand als Todesursache jedoch „Bluthochdruck“. Denn die Behörden haben versucht, die Morde zu verschleiern. Gegen diese Taktik hat unter anderem der Steyler Missionar Father Flavie Villanueva seit vielen Jahren angekämpft. Er steht Witwen und Waisen als Seelsorger bei. Eines Tages hatte er mitbekommen, dass eine Frau die Miete für das Grab ihres Mannes nicht mehr zahlen konnte. Der Leichnam wurde aus dem Mietgrab entfernt und in ein Massengrab geworfen. Eine letzte Ruhestätte ohne Namen. Das wollte er verhindern und beschloss, die Leichen zu exhumieren. Er wollte sie einäschern und in einem dauerhaften Urnengrab beisetzen lassen. Aber vorher kam ihm noch eine Idee. Er rief seine Freundin Raquel Fortun an, eine Forensikerin. Die untersuchte die Leichen und sicherte Beweise dafür, dass die Opfer durch Schusswunden getötet wurden.

Der Regierung war das ein Dorn im Auge. Und der Steyler Missionar erhielt den einen oder anderen dezenten Hinweis, dass sie genau wissen, was er macht. Doch er hat sich nicht einschüchtern lassen. Für die Zeugen, die er gefunden hat, hat er „Safe Houses“, also einen sicheren Ort, gefunden. Diese Zeugen und Flavies Beweise dürften mit dazu beigetragen haben, dass Ex-Präsident Rodrigo Duterte jetzt verhaftet wurde. Für Roda und die anderen Witwen war das ein echter Feiertag. Endlich sind sie nicht mehr die Angehören von kriminellen Drogenabhängigen. Endlich wird der Tod ihrer Männer als das anerkannt, was er ist: nämlich als Mord.

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Brigitte Strauß-Richters
Artikel von Brigitte Strauß-Richters
Redakteurin
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