Waldcoaching: Mit der Natur zu innerer Balance und Heilung
Suse Schumacher, Berliner Psychologin und Autorin, nutzt den Wald als Kraftquelle und Resonanzraum. In ihrem Buch "Die Psychologie des Waldes" zeigt sie, wie Waldcoaching dabei hilft, innere Ruhe zu finden, alte Muster zu durchbrechen und neue Perspektiven zu entdecken.
Den Kopf frei bekommen, sich beim Spazieren wieder spüren, zur Ruhe finden - es gibt viele Gründe, warum Menschen gerne in den Wald gehen. Für Suse Schumacher ist er ein Resonanzraum und "ein lebendiges Geflecht", das helfen kann, sich selbst zu verorten und zu erden. Aus der entstehenden Verbundenheit mit der Natur zieht sie "Ruhe, Klarheit und schließlich Heilung, im ursprünglichen Wortsinn eines Ganz-Werdens". Eine Erfahrung, die sie auch anderen Menschen ermöglichen möchte. Deshalb bietet die Berliner Psychologin "Waldcoaching" an.
Suse Schumachers Weg zur Naturtherapie
In ihrem Buch "Die Psychologie des Waldes" stellt die Naturtherapeutin ihren ganzheitlichen und lösungsorientierten Ansatz vor. Als Kind ist sie bei Familienurlauben in Schweden tief in die faszinierende Welt des Waldes eingetaucht; "der Wald war mein Zuhause". Später verlor sie beim Großstadtleben diese Verbindung zur Natur.
"Irgendetwas fehlte in meinem Leben, eine Energie, die mir guttut und dafür sorgt, dass ich mich wohlfühle." In einer Lebenskrise fand sie zum Wald zurück - und zu einer beruflichen Neuausrichtung, studierte Psychologie. Ihr Anliegen seitdem: Menschen den Wald und seine heilenden Kräfte näherzubringen. Für Schumacher ist er "eine Gegenwelt zur städtischen Ruhelosigkeit; ein Ort, der guttut und nichts erwartet".
Verbundenheit zur Natur erleben
Aus ihrer Sicht kann der Wald helfen, den eigenen Fokus zu erweitern, neue Fragen zu stellen, Lösungen zu finden - und gewohnte Muster zu verlassen. Ziel des Waldcoachings ist für Schumacher, Menschen wieder in Bewegung zu bringen, "in eine Verbindung mit sich, seinem Leben und seiner Mitwelt". Mangelnde Verbundenheit belaste viele Menschen, die sich an sie wenden. Der Wald sei ein idealer Freiraum, "um Verbindungen wiederzubeleben oder ganz neu zu entdecken". Das funktioniert nur mit Achtsamkeit, dem Fokus auf die sinnliche Wahrnehmung.
Menschen, die Schuhmacher aufsuchen, beschäftigt oft eine Zwischenbilanz ihres Lebens; sie möchten alte Denkmuster ablegen oder suchen nach einer neuen Lebensperspektive. So auch die Teilnehmer einer von ihr angebotenen Waldwoche in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, von der sie in ihrem Buch immer wieder berichtet, um ihren Ansatz zu erläutern.
Bewegung und Achtsamkeit im Wald
Das Coaching im Wald ist mit körperlicher Bewegung verbunden; schon das Gehen in der Natur könne auf neue Gedanken bringen. Auch Kopfmenschen können so nach ihrer Erfahrung "das plappernde Gehirn ruhig stellen" und durch die Konzentration auf das eigene Empfinden und sinnliches Erleben wieder in ihrem Körper ankommen. "Wir können weiter und ungeregelter denken als in der hektischen Enge der Stadt", beobachtet Schumacher.
Der Wald ist für sie eine Projektionsfläche, der unbewusste seelische Inhalte sichtbar und spürbar macht. So könne ein welkes Blatt oder eine frische Blüte zum Sinnbild des Lebens werden, könne man "im Spiegel der Natur Antworten auf wichtige Lebensfragen finden".
Die knorrige Eiche, der umherflatternde Schmetterling, der moosbewachsene Stein - sie alle können helfen, in innere Resonanz mit der Natur zu gehen. Stehe ich wie der alte Baum gut geerdet im Leben? Bin ich ziellos wie der Falter - oder fühle ich mich kraftlos und unbeweglich wie der Brocken? Solche Symbole können laut Schumacher helfen, Unbewusstes spürbar zu machen, "um daraus Erkenntnisse zu gewinnen, Zukunftsvisionen zu entwickeln oder Ressourcen zu stärken". Wer sich offen und erwartungslos auf diesen Ort als Inspirationsquelle einlasse, können Zugang zum wahren Selbst finden - und zur Frage aller Fragen: Was will ich wirklich im Leben?
Wald als Spiegel der Seele
Für Schumacher können Wald und Bäume als Spiegel von Lebensphasen dienen: dem Werden und Wachsen, aber auch dem Vergehen. Diesen natürlichen Wandel wahrzunehmen und zu akzeptieren könne auch bei kritischen Lebensereignissen Kraft geben. Die wichtige Coachingfrage "Wozu ist es gut?" verändere die Perspektive und eröffne den Blick auf die Zukunft.
In ihrem Buch trägt sie nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirkung des Waldes bei; die Therapeutin gibt auch viele konkrete Anleitungen, wie sich jede und jeder eigene Auszeiten im Wald gestalten und schließlich ein besonderes Gefühl erleben kann: Verbundenheit mit dem Leben und dem Geheimnis der Schöpfung.